Schlippenbach Trio-03.11. - Der Jazz-Heinz

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü

Schlippenbach Trio-03.11.

Jazz im Martinschlössl > Free Impro Jazz > zugehört/angehört > JiM-Konzerte 2015

JiM 48 - 03.November 2015
__________________________________________________________________________________

SCHLIPPENBACH TRIO
Deutschland / England
Alexander v. Schlippenbach - piano / Evan Parker - tenor saxophone / Paul Lovens - drums

Swinging the Schlösslx
x

Als Hauptact des Abends trat das Schlippenbach Trio in strahlende Erscheinung. Das langlebigste, prägendste und singulärste Kleinensemble der formal freien Improvisationsmusik-Bewegung. Seit über vier Jahrzehnten bildet der Verbund dieser drei musikalischen Lichtgestalten deren Speerspitze und sie gaben an diesem Abend eines ihrer raren Einzelkonzerte.x
x
Hier wurde die Feier des Momentes, die pure Musik mit Mikro- und Makrokosmos, alle Nuancen der Interaktion inszeniert. Wohl haben sich im Laufe der Jahre gewisse Muster hinsichtlich Klangfarbenpalette, Klangqualitäten und des dramaturgischen Ablaufes manifestiert, aber wie sie die darauf gründende Ensemblekultur mittlerweile kultiviert haben sucht seinesgleichen.x
x
Entscheidend ist hierfür, dass die drei die Musik haben wachsen lassen. Und sie lassen sich und der Musik Zeit, und sie wissen um den kollektiven Impetus. Der erlaubte das herausarbeiten feinster Stimmungs- und Klangnuancen und förderte einen ungebrochen Energie speienden Lebensnerv ihrer Tonkunst. Diese freigesetzten Energien führten zu einem Füllhorn ereignisreichster Ideen, von ungebremsten Entladungen bis zu flirrenden Feinzeichnungen reichend. Kompression und Aufhellung der Klangbilder wechselten bruchlos in einem Umfeld kaum noch intensiver vorstellbarer Imaginationskraft. Ausgespielt mit zwingender Unmittelbarkeit und der stuppenden Fähigkeit seiltanzend ein Mobile zu bauen. Die Trinität trat den Beweis an, wie man über alle Verknüpfungen eines Gewebes von musikalischen Beziehungen hinweg Konsistenz in Raum- und Zeitbewusstsein erschafft.x
x

Dann waren da noch diese ganz speziellen musikalischen Charakteristika eines jeden einzelnen. Schlippenbachs harmonische Universalität und seine glühenden Monk-Zitate, die zirkularbeatmeten, gleißenden Figuren Evan Parkers und die bilderstürmende perkussive Quirligkeit von Paul Lovens.
Außderdem swingte das Ganze wie die Hölle. -

Hannes Schweiger / JiM - #15 für www.jazzheinz.com

 

Opening set:
YEDDA LIN`s P.E.I. TRIO

Taiwan / Österreich
Yedda Chunyu Lin - piano / Joe Abentung - double bass / Hannes Schweiger - drums

Während von Schlippenbach und sein Trio von Jahrzehnte langem Zusammenspielen erzählten und von den musikalischen Ideen, die sie als junge Musiker entwickelt hatten und die sie durch so lange Zeit zu musikalischer und technischer Reife gelangen ließen und nun in ihrem Auftritt darboten, war es bei Lin`s P. E. I. Trio beinahe umgekehrt. Hier konnte man erleben, wie musikalische Ideen und Vorstellungen am Anfang eines Schaffensprozesses entstehen, wie sie in die Welt gesetzt werden und sich dort entfalten sollen.x
x
Parker, Lovens und von Schlippenbach vorzustellen, hieße in diesem Zusammenhang und auf dieser website, Eulen nach Athen zu tragen. Also nur ein paar Worte zur jüngeren Generation, zu der ich in diesem Fall taxfrei auch Hannes Schweiger zählen möchte, wogegen eigentlich nur sein – ohnehin nicht allzu hohes – Alter spricht. Er ist ja als Trommler wohlbekannt, als Propagandist für zeitgenössische Musik im journalistischen Sinn wie auch als Schlagwerker im musikalischen. Spielfreude, Spielwitz und theoretische wie praktische Originalität sind bei ihm zu Hause. Was immer wieder überrascht ist seine Integrationsfähigkeit, als Unterordnung wie auch als Anleitung, wenn er mit anderen spielt.x
x
Joe Abentung macht am Bass, was vom Bass verlangt wird und wozu der Bass in unserer Musik von alters da ist: er legt ein Fundament. Aber was für eines! Dieses Fundament selbst ist schon ein großes Kunstwerk in der Verbindung von Beherrschung des Instruments und eigenständiger Stimmführung im Trio, die über die Grundlegung und Betonung der harmonischen Unterbauten weit hinausgeht, ohne sie je zu verlassen.x
x
Und Yedda Chunyu Lin als spritus rector des Trios strahlt mit kluger kompositorischer Kompetenz und rasanter pianistischer Performanz. Ihre solide klassische Ausbildung erlaubt ihr, sich auf ihre eigene Reise zu machen. Und egal, in welcher Besetzung sie spielt oder solistisch, dass ist immer hörenswert.x
x

Wenn es also Gelegenheit gibt, diese drei MusikerInnen zu erleben, gemeinsam oder in anderen Zusammenhängen, sollte man diese nicht ungenützt lassen. -

Gerold Wallner / JiM - #01 für www.jazzheinz.com

 

__________________________________________________________________________________

Tonträger-Rezension ----->

<----- Konzertchronologie 2015
<----- zurück zur Startseite

Besucherzaehler
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü