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Workshop -
CHARLES GAYLE TRIO
USA / Polen / Deutschland
Charles Gayle – tenor saxophone / Ksawery Wójciński -
xAyler In My Mindx
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Man möchte es gar nicht für möglich halten, dass er schon 75 Jahre alt ist, der gute Charles. Er ist nach wie vor von drahtiger Figur, wirkt vital, hellwach und konzentriert. Mit sympathischer und ungemein gewinnender Art tritt er einem entgegen. Ein charismatischer Mensch. So präsentierte sich Charles Gayle, stimmgewaltiger Vertreter der ersten Generation der zum revolutionären, musikalisch wie sozial betrachtet, Befreiungsschlag ansetzenden Jazzmusiker, anlässlich seines Konzertes in Wien – Location: "Martinschlössl". Ein Ort der sich mittlerweile, durch seinen beharrlichen Kurator, als eine gewichtige Präsentationsplattform für avancierten Jazz, abseits des graumelierten Mainstream, etabliert hat.x
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Das Konzert von Gayle mit seinem Trio hatte einen sehr angenehmen und interessanten Vorlauf.
In Form eines Workshops der, mit generöser Unterstützung der amerikanischen Botschaft, am Vortag des Konzertes im "Amerika Haus" stattfand. Vor einer stattlichen Zahl an Teilnehmern und Zuhörern breitete Charles mit Nachdruck und Überzeugung seine Klang-
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Gayle lebt mit jeder Faser des Körpers seine Musik. Worüber er dann beim Konzert selbst mit seinen wachen und reaktionsschnellen Partnern Wójciński und Kugel, vom ersten Moment an, in dem bis an den Rand besetzten Saal des "Schlössls", keinen Zweifel aufkommen ließ. Jedoch: Gayle spielte weit ökonomischer, seine Energieströme hat er zu kürzeren Stücken eingedampft, die aber nichts an ihrer Intensität und Strahlkraft eingebüßt haben. Wójciński und Kugel verliehen den Klangkaskaden des Saxophonisten die entscheidende Antriebskraft – mit einigem Nuancenreichtum.x
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Zusehends wird für Gayle auch das Weitertragen von Aylers Vermächtnis ein wichtigeres Anliegen. Sehen wir uns alleine ihre Familiennamen an: (G) Ayle (r). So zitierte und variierte er gleich zu Beginn Aylers "Ghosts" und führte es in seinen eigenen "Love Cry" über. Wie er überhaupt keine starre Auffassung von "Free Jazz" demonstrierte, da er immer wieder etablierte Jazzformalismen unter Einbezug von Zitaten von Standards wie "Straight No Chaser" oder "Ole" mit Eigensinn in die dahingallopierenden hitzigen Kollektivimprovisationen einfließen ließ. Die wuchtigen Umarmungen von Bass und Drums schienen Gayle zeitweise direkt zu erdrücken. Aber mit ein paar muskulösen Ausstößen aus seinem Horn nütze er sie für sich.x
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Im zweiten Set nahm die Stimmung eine hymnische Dringlichkeit an und Gayle zelebrierte mit majestätischen pentatonischen Tonketten eine beschwörende "Free Jazz Messe", die die ZuhörerInnen ergriffen zurückließ. Eine Ode an die Humanität. -
Hannes Schweiger / JiM -
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