Perelman/Shipp Duo-23.05. - Der Jazz-Heinz

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Perelman/Shipp Duo-23.05.

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JiM 60 - 23.Mai 2017
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Ivo Perelman / Matthew Shipp Duo
Brasilien / USA
Ivo Perelman – tenor saxophone / Matthew Shipp - piano

Zwiegespräche auf dem Freifeldx

In der jüngeren Generation der frei improvisierenden Jazzästheten ist Matthew Shipp am Piano die vielleicht prononcierteste Persönlichkeit, da er den Terminus "frei", im Sinne von spontan/assoziativ, in einem äußerst undogmatischen Verständnis verortet. Sprich, Shipp amalgamiert Errungenschaften/Neuerungen von Jazzvorfahren wie beispielsweise Cecil Taylor, Paul Bley oder Mal Waldron mit solchen progressiver Wegbereiter der klassischen Musik  à la Chopin, Webern, Boulez und avancierter Rockmusik (z.B. Jimi Hendrix) und lässt daraus sein ureigenes Territorium Improvisierter Musik erwachsen.x
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Mit welchem Esprit und welch improvisatorischer Gabe er dies umzusetzen vermag, ließ er die Hörerschaft im Zuge des Dialoges mit Ivo Perelman unmittelbarst gewahr werden. Shipps Spiel besticht durch eine verblüffende innere Logik, die bedingt das Clustertürme und drängende Blockakkordik bruchlos mit subtilen, lyrischen Erkundungen ineinanderfließen. Eine eigenwillige Melodierhythmik, die in schier endlosen Schattierungen aufblitzte und eine exaltierte rhythmische Impulsivität sind ebenso ganz zentrale Aspekte von Shipps Klangwelt.x
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Er war auch der nimmermüde Ideenspender der spannungsreichen Duette, die er mit vertrackter Kantigkeit, versetzten Metren und verschobenen Texturen auflud. In der Anschlagdynamik famos hin und her gleitend zwischen federnd und martialisch. Immer Ausgewogenheit und Dynamikverhältnisse in Hörweite.x
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Das Ivo Perelman angesichts derartiger Veräußerungen enorm befeuert wurde, lag in der Luft. Der brasilianischstämmige Multiinstrumentalist, der seit Jahren das Tenorsaxophon sein Hauptinstrument wähnt, trat mit schlankem Ton um den viele Luftpolster geschichtet waren, einer legatobestimmten Phrasierung und individueller Intonation, die mehr an europäische Stilisten wie Evan Parker denn an afro-amerikanische angelehnt war, aber auch wie fallweise behauptet keine "Gato Barbierischen"- Züge aufwies, mit Shipp in den über Jahre hinweg zur Essenz, musikalisch wie emotional, vorgedrungenen Diskurs.x
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Wirkte Perelman im ersten Set noch zu unbeweglich, unentschlossen und zu sehr dem Lamento anhängend, präsentierte er sich im zweiten, in seinen Klangströmen als enorm beweglich und ebenso initiatorisch. In inspiriertem Wechselspiel gingen Ideen, Impulse, Brüche, Reibungen, Verschmelzungen Hand in Hand. An diversen Kernideen rankten sich wundersamste harmonisch, melodisch, rhythmisch strukturierte Klanggewächse empor und wuchsen sich kontinuierlich zu exemplarischen, klanglich ausgeweiteten, nonformalen Duo-Improvisationen aus. Improvisierte Musik von der Konsistenz feinverästelten aber ereignisdichten Flechtwerks, gestaltet mit  kernigem Impetus.-

xHannes Schweiger / JiM - #28 für www.jazzheinz.com

 

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