Der Afro-Amerikaner Joe McPhee ist einer der herausragendsten Multiinstrumentalisten der heutigen Szene improvisierter Musik im Jazzkontext. Sowohl auf Blechblas- wie auch Holzblasinstrumenten hat McPhee einen eigenwilligen Ton und eine ikonoklastische Spielweise entwickelt, in der sich Traditionsbezüge, vor allem ein tiefverwurzeltes Bluesverständnis, in befruchtender Weise mit weisungsfreier Experimentierlust verschränken.x
Für sein 2004 gegründetes "Survival Unit III"–Projekt beschränkt sich der Musiker auf Taschen-Trompete und Sopransaxophon. Zur derzeit laufenden Jubiläumstour erschien vorliegende CD, auf der ein organisch fließender Klangstrom aus dem kontinuierlich eine Fülle irrlichtender, kleiner Soundinseln emporsteigen, festgehalten ist. Ausgehend von spröden, klarskizzierten Collagen aus Spalt- und Splitterklängen verwandeln sich diese in Folge in ein hymnisch ausuferndes Traktat.x
Beibehalten wird, bei aller intensiven, energiegeladenen Interaktion zwischen den Musikern, ein transparenter, fast filigran zu nennender Gruppensound. Montiert aus aufgeraut lyrischem Schwärmen im Wechselspiel mit geräuschinduzierter Sperrigkeit. Enorm behände und mit einer selbstverständlichen Leichtigkeit entwerfen die Musiker abenteuerliche Verschachtelungen von melodischen wie rhythmischen Abfolgen.x
Eine äußerst interessante Fassette sind hierbei die "hendrixianischen" Anspielungen von Fred Lonberg-Holm auf der E-Gitarre. Und die Inbrunst und Dringlichkeit von McPhees Spiel mit der quirligen Ausgelassenheit Lonberg-Holms zu verbinden, obliegt der beeindruckenden, schlagwerkenden Fertigkeit von Michael Zerang. Er versprüht die perkussive Farbigkeit dieser ungemein ergreifenden, umherstreunenden "Lichtspiele", die in ihrer Pluralität wie ein Blick durch ein Kaleidoskop anmuten. Nur sind sie eben ein faszinierend tönendes Kaleidophon - when lights are bright. -
Hannes Schweiger / Tonträger - #17 für www.jazzheinz.com.